Der Lebensspagat

Im nächsten Moment könnte ich sterben. Oder auch nicht. Vielleicht werde ich sogar 100. Im ersten Fall wäre es angebracht, endlich und sofort das zu tun, was mir am meisten auf der Seele liegt. Wichtige Dinge erscheinen plötzlich als unbedeutend. Kleine und unscheinbare Momente beginnen zu glänzen. Im letzteren Fall kann ich mich noch ein wenig hängen und gehen lassen. Plötzlich gewinnen wieder die Rechnungen und Verpflichtungen die Macht über mich. Die Sorgen und all dieses innere Gezwänge. Wie kann ich wohl endlich diesen Spagat hinkriegen, das Leben so zu leben, wie es gelebt werden will? Wie will das Leben überhaupt gelebt werden? Ich glaube, das Leben hat keine Regel. Es braucht auch keinen Spagat. Es ist immer so vollkommen in Ordnung, wie es gerade geschieht. Es  fließt manchmal mehr wie eine dicke Flüssigkeit durch mich oder ein anderes Mal weht es wie ein Hauch von Wind. Es ist immer da. Ich muss es nur wahrnehmen. Dann brauche ich keinen Spagat.

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