Lukas Lessing: Nein, lieber Christian, so ist es nicht. Oder ich glaube zumindest, dass es nicht so ist: Niemand weiß, wo die Probleme liegen, oder, sagen wir mal, nur wenige wissen das. Nehmen wir doch nur mal das nahe liegende Problem Atomkraft – ein offensichtlicher Irrweg: Funktioniert nicht so richtig, ist nicht so richtig erforscht, jedes auftauchende Problemchen wächst sich gleich zur Superkatastrophe mit tausenden Toten und jahrtausendelanger Verschmutzung aus, und wie man all das einmal abschalten soll, ist erst recht unklar. Wie kann man auch nur jahrzehntelang in einer Technologie arbeiten, ohne während all dieser Zeit auch nur die geringste Ahnung zu haben, wohin man eines Tages deren Müll werfen soll, der dann noch ein paar Millionen Jahre ordentlich gemanagt werden soll? Gibt es überhaupt irgendeine menschliche Institution mit so langer Halbwertszeit, die diesen Job leisten könnte? Mir ist sie nicht bekannt. Und dennoch wissen das die meisten Leute nicht, weil sie sich nicht drum kümmern – oder warum wählen denn 80-90 (und selbst nach dem letzten Super-Gau noch 70) Prozent aller Menschen, beispielsweise, Parteien, die klar für die Atomkraft sind? Es kann, meiner Meinung nach, nur daran liegen, dass sie nicht wissen, wobei mir allerdings völlig unklar ist, warum es ihnen nicht schon längst jemand gesagt hat – und damit meine ich keinen Grünenpolitiker, sondern vielleicht einen Journalisten? Einen Fernsehmoderator? Ein Papst, wer auch immer – Hauptsache einer, dem die Menschen Glauben schenken!