Christian Seidel: Mir ist unklar, was ein Vorbild ausmacht!

Lukas Lessing: Ein Vorbild? Das ist der gute Guttenberg, weil er so gut aussieht, eloquent ist, selbstsicher agiert, ein Mann von Adel, guten Manieren, sicherem Geschmack, untrüglichem PR-Gefühl und politischem Geschick ist. Ach nein, jetzt ist er kein Vorbild mehr, denn er hat seine Dissertation mit fremden Quellen gespickt, was komisch ist, denn das haben wohl die meisten anderen hochbeschäftigten Menschen auch, die sich den Doktortitel nur wegen ihres Jobs oder ihrer Außenwirkung zulegen wollten und dies auch taten – wenn auch, offensichtlich, mit professionelleren Ghostwritern als zu Guttenberg, aber es war ja auch nur für Bayreuth. Also gut. Ein Vorbild ist Muammar al-Gaddafi, weil er so gut aussieht ist, eloquent ist, selbstsicher agiert, ein Mann von wenn auch selbst fabriziertem Adel, guten Manieren, sicherem Geschmack, untrüglichem PR-Gefühl und politischem Geschick ist. Ach nein, jetzt ist er kein Vorbild mehr, weil ihn sein Volk nicht mehr haben will, was komisch ist, denn sie wollten ihn doch 40 Jahre lang, genauso wie wir Europäer, oder warum sonst hätten wir ihn als Staatsbesucher empfangen, ihm sein Öl abgekauft, das Geld, das wir dafür bekommen haben, in unseren Banken gebunkert, und ihn sonst auch noch beduinenmäßig cool gefunden? Ein Vorbild ist…ach, was, ich habe keine Ahnung, wer ein Vorbild ist, denn das kann sich offenbar ganz schnell ändern. Wobei mir allerdings völlig unklar ist, warum die Medien immer solche Vorbilder aufbauen müssen, um sie dann gleich wieder mir nichts dir nichts zu zerschmettern?!

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