Christian Seidel: Unklar! Warum gibt es Frauenquoten nur in der Politik, nicht aber in den schönen Künsten, auf Baustellen, im Fußball oder im Untertagebau?

Lukas Lessing: Du hast Recht, die Frauenquote gehört auf breiter Ebene eingeführt, denn Topmanagerinnen sind ja nur ein winziges Segment der Wirtschaft, des Lebens. Frauenquoten nur für Topanagerinnen (gibt es dieses Wort überhaupt? Kennen Sie nur einen Topmanager persönlich?) wäre für die Befreiung der Frau so bedeutungsvoll wie das Verbot von elektrischen Tischventilatoren für die Bekämpfung des globalen Klimawandels. Es gehören also Frauenquoten für die Straßenbahnfahrer her, für die Schuldirektoren und für die Bundeswehroffiziere. Für die Müllkutscher, Automechaniker und Flugkapitäne, die Kapitäne überhaupt, die Fallschirmjäger und die Softwareentwickler. Damit es nicht ungerecht hergeht, müssen natürlich auch Männerquoten für Kindergärtner, Volksschullehrer und Krankenpfleger her, für Putzkräfte, Säuglingsbrüder und auch für Friseure (die dürfen aber nicht schwul sein, sonst gilt’s nicht). Dir ist unklar, warum all diese Quoten nicht schon längst gefordert wurden? – Das kann nur mit der allzu zögerlichen Reformfreudigkeit unserer Gesellschaft zusammen hängen, denke ich, denn es müssen natürlich Quoten für alle her, bis es keinen Unterschied mehr gibt zwischen Männern und Frauen, der wie wir alle wissen von der Natur her ja auch nicht existiert. Unklar ist mir dabei nur, wie es dazu kommen konnte, liebe Natur, dass Frauen und Männer so unterschiedlich aussehen?

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