So, jetzt will ich mal was sagen. Dieses Gewäsch, was ich ständig von mir gebe. Ja, ich habe eine Pause gemacht. Wie ein Alkoholiker, der nach einem Monat Trockenheit meint, er sei jetzt weg von der Sucht. Und dann kommt sie zurück, die Wortlawine. Plötzlich überschwappt sie mich. Sie sucht nach Kombinationen und Ausdrucksformen. Ich habe aber mittlerweile fast Erstickungsgefühle in meinen immer wieder überhand nehmenden Wortmassen.
Oft weiß ich gar nicht mehr: Konstruiere ich jetzt etwas Gesagtes, eine Meinung, einen Gedankengang? Oder bin das vielleicht doch ich selbst und kommt das wirklich aus einem inneren Anliegen in mir? Manchmal habe ich ein reißendes Gefühl, wenn das Maschinengewehrfeuer meiner Worte meine inneren Grenzen wegfegt. Das kann ein Gefühl von oralem Genuß sein. Als würde ich ein Glas guten Wein schlürfen. Wenn diese Verbalbulimie aus mir herausbricht. Dann ist es ein wohliges Schmerzgefühl, dieses Reißen. Es ist nicht gut.
Ich muß doch eigentlich einmal als ganz normaler, fühlender und seiner Sinne mächtiger Mensch geboren worden sein. Heute erscheine ich mir eher auch einmal als Verrückter. Es haben nämlich diese Verbalkomglomerate angefangen, die Herrschaft über mich zu gewinnen. Begriffliche Konstrukte, die mir die Welt in immer neuer Weise erklären wollen. Wie es eben gerade in den Kram paßt, damit ich Recht behalte. Wie bei einem Dummen, der immer alles glaubt. Es ist, als würde mittlerweile noch ein anderer in mir reden, als ich selbst. Er erzählt mir Wortkonzepte für meinen Beruf, Märchen für Liebe, Wortgedichte für die Gefühle, Wortergüsse für den Sex, das Essen – für alles und jedes.
Ich lernte, sie zu gestalten, diese Wortbilder. Mit ihnen umzugehen, wie mit einer Klaviatur. Wie ich wollte. Dabei vergaß ich, daß ich ja nicht nur aus Worten bestehe. Und daß hinter der Wortwelt ja noch ein ganz anderer existiert. Der ich ja eigentlich selbst bin. Nur der.
Und obwohl ich das mittlerweile herausgefunden habe, sprudelt es nach wie vor innen in mir herum und aus mir heraus, all dieses Zeugs. Es kommt mir zeitweise so xbeliebig vor, was ich sage. Vieles wiederholt sich ja auch oft. Deswegen empfinde ich es dann als Gewäsch. So muß ich manchmal eine Pause machen. Bis es wieder losgeht mit den Worten. Und bis die nächste Pause kommt. Sekundenpausen. Minutenpausen. Solche stillen Momente fühlen sich oft an wie eine Lebendisierung.
Als würde alles nur aus Stillsein bestehen, egal, wie laut ich bin. Vielleicht ist das sogar so.