“Hey Pleye Katcha” – Erinnerung an die Maidan Bewegung…

y-1-NiPzUQmZE.480x360  … die am 21. November 2013 ihren Anfang nahm.

Dieses wunderbare ukrainische Volkslied “Hey Pleye Katcha”, gesungen von der ukrainischen Männergesangsgruppe “Pikkardiyska Tertsiya”, habe ich mit Erlaubnis der Sänger vor einigen Tagen in Wien während eines Konzertes im Florianssaal aufgenommen. Siehe dieser Link: https://www.youtube.com/watch?v=imR7NvdxX1M

 “Hey Pleye Katcha” wurde zufällig zur traurigen Hymne der Maidan-Bewegung, nachdem es für einen der ersten ermordeten Demonstranten im Januar 2014 gespielt wurde, der sicb dieses Lied für diesen Fall immer gewünscht hatte.

 

“Hey Pleye Katcha” ist heute eines der bedeutendsten Trauerlieder der ukrainischen Bevölkerung. Betrauert werden die “Himmlischen Hundert” (“Nebesnaja Sotnja”). So werden die – symbolisch hundert – Toten genannt, die gegen Ende der Maidan-Bewegung in der Institutskayastrasse, der Groschevskogo-Strasse und am Maidan – Platz von Scharfschützen der Regierung erschossen oder im Umfeld des Platzes von angeheuerten Mörderbanden, den “Tituschkis”, umgebracht wurden. Diese Gestorbenen werden heute von der ukrainischen Bevölkerung als Freiheits-Helden verehrt.

 

Der Name “Tituschki” kommt übrigens von einem gleichnamigen Mann aus einem Kiewer Vorort, dessen Beruf es war, gegen Bezahlung Menschen zu verprügeln. Er hatte dazu immer einen Baseball-Schläger benutzt. Nach Ausführung seiner Aufträge hinterließ er zumeist Schwerverletzte.

 

Nach Schätzungen von Hilfsinitiativen wie EuromaidanSOS beläuft sich die Zahl der Toten aus den Maidan-Unruhen im Januar und Februar 2014 allerdings auf mehrere Hundert und nicht auf nur jene ca. 100, die während der Scharfschützen-Orgien durch gezielte Kopfschüsse umkamen.

Viele Gestorbene, wie z.B. die durch gezielte Polizeieinwirkung im Gewerkschaftshaus am Maidanplatz verbrannten über 40 Todesopfer, (eine bis heute in Europa kaum berichtete Gräueltat), wurden hier bisher nicht mitgezählt. Viele jener ca. 40, die sich aus den Flammen nicht retten konnten, weil die Berkut-Miliz das Gebäude absperrte, sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Einige von ihnen sollen gefesselt, ihre Münder mit einem Zwirn zugenäht gewesen sein.

 

Ziel solcher lebensgefährlichen Angriffe auf die Protestierenden war die Verbreitung von Angst und Schrecken, um auf diese Weise die Proteste zu zerspregen. Dies gelang nicht. Genau das Gegenteil traf ein: Umso mehr Attentate auf die Demonstranten geschahen, umso mehr sich die Protestierenden sich gegen die Angriffe wehren mussten, desto mehr Ukrainer strömten aus allen Teilen des Landes zum Maidan-Platz.

 

In einer Woche jährt sich der Beginn der Studentenproteste in Lviv (Lemberg) und Kiew, die zu dieser einzigartigen, vom Ursprung her friedlichen Volksbewegung führten. Der Jahrestag: Am 21. November 2013 verhinderte der damalige Diktator Viktor Yanukowitch unter dem Druck von Wladimir Putin die Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens, durch welches der Ukrainischen Bevölkerung die seit Langem ersehnte, größere Nähe zu West-Europa möglich gewesen wäre.

Nachdem Janukowitsch am 16. Januar 2014 bei einer manipulierten Parlamentsabstimmung mit den sogenannten “Diktaturgesetzen” tausende Protestierende mit Gefängnisstrafen bedrohte, eskalierten die einst friedlichen Freiheitsproteste von oft einer halben Million gleichzeitig auf dem Maidan-Platz befindlicher Menschen. Sie entwickelten sich im Februar 2014 zu erbitterten Schlachten zwischen Protestlern und Regierungsmilizen und führten zum Sturz der Regierung.

 

Dieser “Sieg” der Maidan-Bewegung führte dazu, dass innerhalb weniger Tage russische Separatisten-Kommandos, sowie russische Soldaten die ukrainische Halbinsel Krim annektierten, durch gezielte Unterwanderung, Repression und Gewalttaten in der Ostukraine die erreichte Chance auf einen Neuanfang des Landes gefährdeten und letztlich ganz Europa in eine tiefe Krise stürzten.

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