Kanonenfutter, in den Tod gezwungen: Das Schicksal der jungen Männer in der Ukraine

t02adc3_582098_gdUkrainisches Fernsehen aktuell: Stündlich werden auf verschiedenen Kanälen Berichte übertragen, dass junge Männer zur Front eingezogen werden. Bilder mit Müttern, die flehend auf der Straße liegen und ihre Söhne nicht weglassen wollen.

Entgegen Regierungsaussagen werden sogar Jungen abgeholt, die nicht geringste militärische Ausbildung haben. Das höre ich fast täglich. Jeden Tag tausende. Alleine im Bereich Bogoslav-Savarka sind vergangenen Freitag 1200 Jungs mit Lastwägen, teilweise mit Gewalt, abgeholt worden. Dass dies geschieht, kann ich aus meinem eigenen Verwandschaftskreis selbst bezeugen.

 

Die Regierung redet sich diesbezüglich damit heraus, dass in der regulären Armee selbst ausschließlich militärisch trainierte Soldaten arbeiten oder nur solche aufgenommen werden, die eine militärische Grundausbildung genossen haben. Dem gegenüber stehen aber die sog. “Freiwilligen”-Battailone, die auch von der ukrainischen Armee rekrutiert werden und deren Befehl unterstehen.  Viele von ihnen werden ganz nach vorne an die Front geschickt.

 

Die Toten der Freiwilligen – Battaillone, sowie ähnlich-artiger Militärzugehöriger werden in den von der Regierung genannten Verlust-Zahlen statistisch nicht aufgeführt. So ist es zu erklären, dass sich Armee- und Regierungsverantwortliche nach wie vor damit brüsten können, dass es – wie mir vergangene Woche von einem General der ukr. Armee gesagt wurde – bisher ‘nur’ 300 Tote auf der ukrainischen Seite gibt.

Dieses informative Verschachteln der Einziehung junger Männer für die ukrainische Teilmobilisierung ist sicherlich keine zufällige Strategie. Auf diese Weise kann die Regierung die Entschädigungs- und Hilfszahlungen, welche sie an die Familien gefallener Mitglieder der ukrainischen Armee zahlen müsste, niedriger halten. 

Wenn ich zusammenzähle, was ich selbst gehört habe – aus den Kreisen der Aktivisten, mit denen ich im Kontakt bin, aus Kreisen von Soldaten, oder direkte Aussagen von zur Front eingezogenen Jungs, muss die Totenzahl bereits in den Tausenden liegen.

 

Es sind die Toten, von denen vielleicht nie jemand sprechen wird.

 

Ihren Familien wird kein Militärabgeordneter einen Kranz vorbei bringen. Ihre Jungs gehen als Ahnungslose in den Krieg, und kehren in einer einfach zusammengenagelten Holzskiste namens ‘Sarg’ nach Hause zurück. Oft bereits ein paar Tage später. Und oft sind sie bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Weggerissen aus einem Leben, in dessen Zukunft sie mit der Kraft junger Männer geblickt haben. Diesem Glauben ans Leben, in dem man als Mann ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Kind zeugen will. Letzteres haben sie oft bereits erreicht.

Nun sind immer mehr dieser Kinder für immer ohne Väter. Und ohne Hoffnung.

 

Die Ukraine verliert gerade vieler ihrer Männer, welche die Hoffnung und die Kraft dieses Landes sein könnten. Unschuldige aus Dörfern. Ahnungslose, die sich – weil sie keine andere Perspektive haben – nach dem Kriegsdienst einen versprochenen Job bei einer Behörde erhoffen. Die ärmsten der Armen sind es natürlich, die hier an die Front geschleudert werden. Diejenigen, die sonst nie eine Chance hätten. Wie menschliches Fleischmaterial werden sie von jener Regierung verheizt, die aus der freiheitlichen Maidan-Revolution hervorgegangen ist, und die selbst nur wenige Chancen hat, weil auch dieser Regierung niemand hilft. Nicht Europa, nicht die Oligarchen. Und mit Sicherheit nicht die fetten Reste der Yanukowitsch-Struktur, die es ja nach wie vor geben muss. –

Viele Superreichen der Ukraine haben ihre eigenen Jungs längst ausser Landes gebracht. Diese Jungs, diese Junge, sie werden ermordet in einem Krieg, in dem der Gegner von einer Weltmacht mit spezialisierten und hochgerüsteten Spezialkämpfern ausgerüstet wurde und in ein Land eingedrungen ist, das mit dem Gesicht am Abgrund steht. Und im Rücken die Flinte Russlands spürt.

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